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  • Autorenbildfraeulein_franzi

Zwischen Versuchung und Verantwortung. 6/7


Bibelstelle // Jakobus 4,13-17 + 5,1-6.


Seit ein paar Tagen gibts in den Nachrichten und Gesprächen kaum ein anderes Thema mehr: Krieg in der Ukraine. Krieg in Europa. Wir sind am Donnerstag in einer für uns neuen Welt aufgewacht, obwohl sie absurderweise nie weit weg war. Völlig absurd, dachte ich, als ich am Donnerstag von den Nachrichten überrollt wurde. Ich las mich in den Konflikt ein, von dem ich wenig Ahnung hatte, schaute Dokumentationen über die historischen Hintergründe an, von denen ich noch weniger Ahnung hatte, und dachte zum ersten Mal über Sanktionen und ihre Auswirkungen nach, was meiner Ahnungslosigkeit nur bedingt weiterhalf. Am Samstag lief ich auf dem Heimweg zufällig in eine "Anti-Impfpflicht-Demo" in Frankfurt und blieb stehen, um mir das bunte Treiben anzuschauen: Rufe nach Freiheit drangen aus der Menge, die in aller Freiheit riefen. Der Staat, den sie anklagten, stellte mit seinen Hundertschaften sicher, dass sie das auch in Ruhe machen können.


Sonntag schien die Sonne so unschuldig, als würde die Welt zum Frieden erwachen. Im Gottesdienst dann dieser Text aus Jakobus 4 und 5, der ganz schön durchschüttelt. Es geht um falsche Sicherheiten, Kontrolle und Umgang mit Reichtum. Ganz schön harte Worte, die Jakobus raushaut, von denen man sich schnell innerlich distanzieren will.


Doch es ist ein Text, der entlarvend, aber für die ursprüngliche Zuhörerschaft auch sehr ermutigend, deutlich machen soll, das ultimativ nur Gott das Welt- und Zeitgeschehen in der Hand hält. Wir nicht.

Wir können planen, kontrollieren und up-to-date bleiben und sind doch eingeschränkt und haben ultimativ nicht alles im Griff, wie uns die letzten Jahre deutlich vor Augen geführt wurde. Wir stehen in der Versuchung zu meinen, dass wir uns absichern könnten und verlieren damit aus dem Blick, was unsere eigentliche und echte Verantwortung ist.


Zuerst dachte ich nicht, dass dieses Thema mit der aktuellen Lage in Verbindung gebracht werden könnte, aber irgendwie schloss sich der Kreis. Wir stehen momentan in der Versuchung in unserem Inneren Herr der Lage werden zu wollen, indem wir uns informieren und es zu unserer moralischen Verantwortung machen, alles mitzukriegen und alle Details zu kennen. Doch wir überfordern uns und können den Krieg durch unser Wissen und unsere emotionale Überforderung nicht kontrollieren. Gleichzeitig dürfen wir die echte Verantwortung wahrnehmen, in die wir gestellt sind - in den Beziehungen, in den wir stehen, in den Aufgaben, die uns heute zufallen, die Ressourcen zu verwenden, die uns anvertraut wurden.


In der Predigt sagte David, dass es nicht darum geht, dass wir unserem schlechten Gewissen Genüge tun, damit es uns besser geht. In der Spannung zwischen Versuchung und Verantwortung, geht es mehr um Vertrauen auf Gott, als weniger um Selbstsicherheit.


Ich wünsche mir das für diese Woche. Ich wünsche mir Glaube. Glaube, dass Gott da ist. Im Hier und Jetzt lebendig am Wirken ist. Ich wünsche mir Liebe. Liebe, die betet, barmherzig ist und ihre Ressourcen großzügig einsetzt. Ich wünsche mir Hoffnung. Den Blick nach oben. Den Blick darauf, dass Gottes Geschichte nicht dann endet, wenn Menschen es meinen.


Das wünsche ich mir, das wünsche ich dir.


Wofür willst du diese Woche leben, einstehen und dich einsetzen?

Wo musst du Kontrolle loslassen und aus der Versuchung "alles kontrollieren zu können" aussteigen?









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