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Kapitel 5: Herzlich Willkommen in der Kirche?

Aktualisiert: 26. März 2021


Skandalzone Kirche. Nicht nur heute bringt sich Kirche aufgrund von skandalösen und missbräuchlichen Verhalten in Verruf. Auch die frühe Kirche wurde erst Jahrhunderte später in Pastellfarben gehüllt. Damals wie heute kommt es zu Vorfällen in der Kirche, die völlig nachvollziehbar den Spott der Gesellschaft auf sich ziehen. Das will Kirche sein? Manchmal vergesse ich bei den plakativen Schlagzeilen zur Institution, dass Kirche halt auch einfach aus ganz normalen Menschen besteht. Menschen wie du und ich. Menschen mit Fehlern und Verletzungen, Sehnsüchten, Sünden und schlechten Entscheidungen. Über Institutionen und gesichtslose Masse lässt sich allerdings viel leichter urteilen, als wenn es sich um eine Person handelt, der ich vertraut habe und mit der ich mich solidarisiert habe. Dann begeht diese Person eine Straftat, die innerhalb wie außerhalb der Kirche Fragen aufwirft.


Mit wem kann und will Kirche sich solidarisieren?


Als Paulus im ersten Kapitel über das „Skandalon“ (griech. Anstoß) der Botschaft von Jesus schreibt, hat er allerdings etwas ganz Anderes im Sinn, als dass die Kirche in der Gesellschaft aufgrund moralischen Fehlverhaltens ihrer Mitglieder ihren Ruf verliert. Paulus geht es darum, dass die Kirche Menschen zusammenbringt, die ein Leben nach Gottes Vorstellungen leben wollen. Die sich verändern lassen und etwas hervorbringen, was lebensbejahend, positiv, friedlich, barmherzig und heilig ist. Der Maßstab an dem die Ideale sich messen sind die Heiligkeit und die Liebe Gottes. Das ist hochgegriffen und menschlich auch nicht herstellbar. Aber Kirche soll anders sein. Nicht weltfremd oder seltsam anders, sondern gewinnend und einladend anders. Sie soll Licht auf dem Berg sein. Wegweisend und hell, ein Ort für Rastlose und eine Heimat für Suchende. Sie soll für Verletzte ein sicherer Ort sein und mit viel Gnade Raum für Neuanfänge und Vergebung schaffen.


Wenn Paulus von Ausschluss aus der Gemeinschaft spricht, ist das zunächst ein hartes und ernstes Wort. In mir sträubt sich etwas dagegen und mein Glaube an das Gute im Menschen denkt sich, dass es doch einen anderen Weg geben müsste. So à la „Liebe deckt viele Sünden“ zu. Mehr Liebe und mehr Gnade.

Problem ist aber, dass es auch Grenzen gibt. Das Böse birgt in sich eine Dynamik der Gärung. Missstände werden totgeschwiegen, falsches Verhalten entschuldigt, Konflikte übergangen. Die Frage stellt sich, mit wem und wie weit sich Kirche solidarisieren will.


Für Paulus passt das nicht zusammen. Gesetzesverstöße, Fehlverhalten und Heuchelei gehören an das Licht. Kein menschenverachtendes, respektloses, schadenzufügendes und lebenserstickendes Handeln soll von der Kirche umarmt oder sogar geschützt werden. Es muss weichen, weil es nicht dazu passt. Paulus wünscht sich für die schuldige Person Besserung, aber er plädiert auch für Klarheit, denn die Kirche soll von keiner zerstörerischen Macht eingenommen werden.


Was würdest du dir wünschen, wie Kirche mit Skandalen umgeht?
Mit wem kann und soll Kirche sich nicht solidarisieren?
Wie lebt man in dieser Welt mit den hohen Idealen Gottes?
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