„Euer vergängliches Leben darf also nicht mehr von der Sünde beherrscht werden, die euch dazu bringen will, euren Begierden zu gehorchen. Stellt euch nicht mehr der Sünde zur Verfügung und lasst euch in keinem Bereich eures Lebens mehr zu Werkzeugen des Unrechts machen.“ (V.12-13)
Ich habe mir vieles in meinem Leben nicht ausgesucht – weder das Jahr meiner Geburt, noch meine Nationalität habe ich mitbestimmt. Ich habe mein Geschlecht nicht gewählt und wurde auch nicht nach meiner Hautfarbe und meinem gewünschten sozialen Status gefragt. Ich konnte die Geschichte meiner Vorfahren nicht mitentscheiden und wachse in gefestigten gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Strukturen auf, in denen ich mich erst einmal vorfinde. Wir haben uns als Menschen vieles nicht ausgesucht und hätten uns vielleicht auch so manches anders vorgestellt und anders gewünscht. Mir ist bewusst, dass ich das als eine, global betrachtet, äußerst privilegierte Person sage, und doch finde auch ich mich in vielen Gegebenheiten erst einmal vor – in Wohlstand, aber auch in ausbeuterischen Strukturen, die diesen erhalten. Mit Einschränkungen und Brüchen im Leben, die mich prägen. Denn auch mit meinen Privilegien bin ich als Mensch Teil einer tieferliegenden Struktur, die jeden Menschen betrifft.
Es ist der Begriff der Sünde, der den Zustand beschreibt, dass der Mensch sich in zerrütteten Beziehungen wiederfindet – zerrüttet in der Beziehung zu Gott, zu sich selbst und auch zu dieser Welt. Das haben wir uns nicht ausgesucht, aber wir finden uns so vor. Das ist manchmal ernüchternd, aber keinesfalls fatalistisch. Denn Gott möchte uns nicht handlungsunfähig in Systemen zurücklassen, sondern uns von diesem Diktat der Sünde befreien. Er möchte nicht, dass wir instrumentalisiert von der Macht der Sünde bleiben und in toxischen Systemen unser Dasein fristen. Dass Jesus „für die Sünde stirbt“ bedeutet, dass sein Tod die Auswirkungen des Systems Sünde komplett entlarvt und unwirksam macht. Es bedeutet, dass er ein Leben befreit von dieser Instrumentalisierung schenken möchte. Ein stückweit ist das was Passives, weil wir nicht an der Entscheidung Gottes beteiligt waren das System zu stürzen. Es wird aber zu etwas Aktivem, weil wir aufgefordert werden gemäß einer neuen Realität, gemäß einer neuen Wirklichkeit zu leben.
„Lasst euch nicht zu Werkzeugen des Unrechts machen“ ist eine tägliche Aufforderung Bereiche in meinem Leben zu entlarven, die von dem System Sünde geprägt sind – Egoismus, Neid, Rassismus, Gier, Habsucht, Machtmissbrauch, Unversöhnlichkeit, Hartherzigkeit und was immer noch alles in diese Kategorie fällt. Wir werden davon immer wieder Überreste davon in unserem Inneren auffinden, aber wir haben die Wahl.
Lassen wir uns davon bestimmen oder entlarven wir sie als toxisch und stellen uns bewusst gegen sie auf?
Gott will dich dazu befähigen und lebendig für die Gerechtigkeit machen:
„Stellt euch ihm als Werkzeuge der Gerechtigkeit zu Verfügung, ohne ihm irgendeinen Bereich eures Lebens vorzuenthalten.“ (V.13)
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