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Autorenbildfraeulein_franzi

2 Kor 9 : Großzügig beschenkt.

Aktualisiert: 26. März 2021


„You will sleep in my room“ waren die Worte, die das kleine Mädchen stolz verkündete, als ich durch die Tür des engen Stadthauses trat. Ich war zum Praktikum für zwei Monate nach Toronto gekommen und kannte noch keine einzige Seele. Ursprünglich hätte ich bei dem leitenden Pastor des sozialdiakonischen Projekts und seiner Familie wohnen sollen. Die hatten allerdings kurzfristig eine obdachlose Familie aufgenommen, wie mir beim Abholen erklärt wurde, sodass sie Freunde angefragt hatten, ob sie mich für die Monate beherbergen würden. Und da stand ich dann im Hausflur eines wirklich sehr kleinen alten Stadthauses und mich empfing ein warmherziges Ehepaar Ende 30, sowie ihre vier Kinder zwischen 2 und 10, die mich ganz neugierig musterten. „Wow, she is from Germany.“ Eigentlich war es schon Zeit ins Bett zu gehen, aber die Kids hatten unbedingt auf die Fremde warten wollen, die bei ihnen wohnen würde. Die vierjährige Ellie konnte es kaum erwarten, dass sie mir ihr Zimmer zeigen konnte, in dem ich schlafen würde. Es war ungefähr sechs 6qm groß und fasste nicht mehr als ein Bett, mit einer weiteren ausziehbaren Matratze für den jüngeren Bruder, eine Spielekiste und ein Puppenhaus. Als mein Koffer dazu kam, war das Zimmer voll. Von dem Bett aus lächelten mich die Prinzessinnen der rosa Frotteebettwäsche an. Ich fragte sie, wo sie denn nun schlafen würden und die vier Kids führten mich in das zweite und letzte Kinderzimmer im Haus, in dem ein Matratzenlager aufgebaut war. Ich fühlte mich von Anfang an pudelwohl mit meiner kanadischen Gastfamilie, aber irgendwie war es mir unangenehm, als ich realisierte, dass die Kids sich nun wegen mir für zwei Monate ein Zimmer teilen müssen. Als die Kids schliefen fragte ich die Eltern und erfuhr, dass sie das in der Familienkonferenz besprochen und einstimmig beschlossen hätten, dass ich kommen sollte. Die Kids hätten selbst den Vorschlag gemacht, dass ich das kleine Zimmer für die Zeit haben könnte. Deshalb hatte Ellie das auch so stolz verkünden können und stand zu ihrer Entscheidung, dass sie für mich ihr Zimmer abgibt. Die Eltern versicherten mir, dass ich das einfach so annehmen dürfte und sie es gut finden, dass ihre Kids es früh lernen, dass es Freude macht jemandem zu helfen und es schön sei, dass ich da bin. Die kommenden Wochen rührte mich die Großzügigkeit dieser Menschen und ihre Selbstverständlichkeit mich in ihr Familienleben zu integrieren, nicht nur einmal zu Tränen. Es machte ihnen einfach Freude mich zu beschenken und als ich wieder abreisen musste, war keiner froh über das freigewordene Zimmer.


Wenn ich im Kapitel 9 lese: „Gott liebt den, der fröhlich gibt“ muss ich auch an diese Family denken, die so voller Freude und Liebe geschenkt haben, obwohl sie auch mit knappen Mitteln lebten.


Ich habe das schon so oft in meinem Leben erfahren. Dass ich großzügig beschenkt werde. Dass ich auf Menschen treffe, die ihr Hab und Gut mit mir teilen, egal wie beengt oder begrenzt die eigenen Mittel sind. Ob das in diesem Mini-Stadthaus in Toronto war, in einer Bambushütte auf einer philippinischen Insel oder in einem Minivan auf den Straßen Ugandas. Ich habe in meinem Leben so viel Großzügigkeit erlebt, dass es mich inspiriert und begeistert hat, und meinen Blick, auf das was ich habe, verändert hat.


Großzügigkeit ist eine so herrliche Eigenschaft, weil sie direkt aus dem Herzen Gottes kommt und ihm selbst so sehr entspricht.

„Er hat die Macht, euch mit all seiner Gnade zu überschütten, damit ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit alles habt, was ihr zum Leben braucht und damit ihr sogar noch auf die verschiedenste Weise Gutes tun könnt.“ [V.8]

Gott ist großzügig mit seinen Gaben. Und er möchte uns inspirieren und befähigen großzügig zu leben, denn Segen wird immer mehr, wenn man ihn weitergibt.


Segen Gottes ist so reich, dass er zur furchtlosen und uneigennützigen Großzügigkeit führen kann, die wiederum zu Dank führt.


Letztendlich darf ich einfach Danke sagen, wenn ich beschenkt werde. Danke an Elli, die mir einfach ihr Zimmer überließ. Danke an Gott, der Menschen wie Ellie gemacht hat und sie gebraucht hat, mir etwas von ihm zu zeigen.


Wo kannst du mit dem, was du hast heute ein Segen sein und jemanden beschenken?

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